Nach meinem Schulabschluss 1989 habe ich eine Ausbildung zum Industrieelektroniker begonnen. Damals, im Geräte- und Reglerwerk Teltow, sagte man noch Betriebs-, Mess-, Steuer- und Regeltechniker. Bedingt durch die Deutsche Einheit und die Veränderungen, die mit ihr kamen, habe ich eine zweite Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann abgeschlossen. Die machte ich in Berlin-Zehlendorf.
Die Wendezeit hat mich geprägt. Vieles von dem, was bisher war, galt nun nicht mehr. Industriebetriebe in unserer Region boten Anfang der neunziger Jahre keine sichere Jobperspektive mehr. Das zeichnete sich schnell ab. Neue Chancen entstanden, neue Risiken taten sich auf.
Aufgrund meiner guten Leistungen konnte ich die zweite Ausbildung vorzeitig abschließen. Der Betrieb bot mir eine Festanstellung an. Doch ich entschied mich als 21 Jahre junger Mann für die Selbstständigkeit: Hart zu arbeiten und Geld zu verdienen, war mein Plan. Doch dieser Plan ging nicht auf. Die Erfahrung, noch einmal neu anzufangen, teilte ich mit vielen in dieser Zeit. Mein einschneidendstes Erlebnis: Ich musste Sozialhilfe beantragen. Und da es für die Miete kaum noch reichte, musste ich aus meiner Wohnung ausziehen. Der Tiefpunkt war erreicht.
Meine Eltern halfen in der Not. Erst zog ich zu ihnen zurück, dann mit ihrer Unterstützung in eine kleine Wohnung im „D-Zug“ in der Neuendorfer Straße am Stern. Ich fing noch einmal von vorn an. Das war im Herbst 1995. Auf einmal kann man aus eigenem Erleben die Sorgen derer nachvollziehen, die nicht auf der „Sonnenseite des Lebens“ stehen. Dann weiß man, wie wichtig staatliche Hilfe und Aufmunterung durch Freunde und Verwandte sind. Seitdem weiß ich: Es reicht nicht aus, wenn sich jeder nur um sich selbst kümmert! Wichtig sind Teilhabe, Anerkennung und das Miteinander.
Ich bin den Menschen, die mich in dieser Zeit und trotz meines Scheiterns unterstützten, allen voran meinen Eltern, heute noch sehr dankbar. Ohne Familie und Freunde hätte ich es nicht geschafft, wieder auf die Beine zu kommen.